Optimierung unerwünscht!

Ein extern­er Verkehrs­plan­er macht einen Vorschlag zur Pro­jek­top­ti­mierung…und die ver­ant­wortlichen Plan­er inter­essiert es nicht! Aber worum geht es dabei genau?

Die Idee ist, die S21 nicht schon in Kaltenkirchen enden zu lassen, son­dern erst 2 Sta­tio­nen später bei der jet­zi­gen Hal­testelle “Doden­hof”. Dort ließe sich ein großer P+R‑Parkplatz erricht­en, nur wenige Meter vom Auto­bahn-Anschluss Kaltenkirchen ent­fer­nt. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Ent­las­tung der Kaltenkirch­en­er Innenstadt.
  • Attrak­tives P+R‑Angebot mit guter Anbindung an den Ham­burg­er Flughafen/Hauptbahnhof.
  • Ent­las­tung der A7 und der Ham­burg­er Innenstadt.
  • Gerin­gere CO2-Belas­tung durch Verkehrsteil­nehmer­wech­sel von Straße auf Schiene.
  • Attrak­tiv­itätssteigerung des ÖPNV und der Region rund um Kaltenkirchen.
  • Die Fir­ma Doden­hof würde das Pro­jekt möglicher­weise mit eige­nen Mit­teln unterstützen.

Das Ham­burg­er Abend­blatt hat hierüber in einem Artikel berichtet. Darin sind zwei Aus­sagen über­aus bemerkenswert:

1. Der Kaltenkirch­en­er Bürg­er­meis­ter wird zitiert mit den Worten: “Ich meine, dass die Über­legun­gen, ob die S‑Bahn bis zur Sta­tion Kaltenkirchen oder bis Doden­hof oder noch weit­er fährt, der zweite Schritt sein soll­ten. Unab­hängig davon muss schnell­stens der erste Schritt kom­men, die S 21 bis Kaltenkirchen.”

Auf den ersten Blick mag das eine ange­brachte und zurück­hal­tende Forderung sein. Aus mehreren Grün­den ist dies jedoch ein planer­isches No-Go:

  • Es gibt eine geforderte Min­dest­größe eines Pro­jek­ts damit es aus Bun­desmit­teln gefördert wird. Diese würde alleine mit ein­er Ver­längerung von Kaltenkirchen zur Sta­tion “Doden­hof” nicht erreicht.
  • Ein volk­swirtschaftlich­er Nutzen kann nur ein­mal aus­geschöpft wer­den: Die Vorteile der Zeit­erspar­nis auf der Strecke und die Umsteige­frei­heit in Eidel­st­edt sind mit einem ersten Schritt aufge­braucht. Sie kön­nen in einem zweit­en Schritt bis Doden­hof dann nicht noch ein­mal “genutzt” werden.
  • Es wird in Wen­dean­la­gen am Lin­ienend­punkt investiert wer­den müssen. Vielle­icht benötigt man dazu auch Grund und Boden — und nach ein­er Ver­längerung ist dann alles wieder Schrott! Das ist her­aus­ge­wor­fenes Geld auf­grund planer­isch­er Kurzsichtigkeit.

2. Die ver­ant­wortlichen Pro­jek­t­plan­er (NAH.SH) wer­den zum Vorschlag wie fol­gt zitiert: “Das ist nicht Bestandteil der Planungen.”

PUNKT! Und so wird eine sin­nvolle Idee ohne weit­ere Prü­fung plump bei­seite gewis­cht. Das deckt sich lei­der mit unseren bish­eri­gen Erfahrun­gen, die wir mit den Plan­ern haben. Auf alle Vorschläge, Ideen und Anre­gun­gen fol­gte stets ein “Geht nicht!”, “Gibt’s nicht!” oder im allerbesten Fall ein “Prüfen wir mal.”, ohne dass man dann je wieder davon hörte.

Die Lan­despoli­tik hat im Zusam­men­hang mit dem Pro­jekt S21 “Gründlichkeit vor Schnel­ligkeit” gefordert. Dieses Mot­to wird aber so nicht mit Leben gefüllt. Was angesichts von gut 100 Mio. Euro Steuergeld, die in dieses Vorhaben fließen sollen, sehr erschreck­end ist.

Wie wir in ein­er Studie bere­its nachgewiesen haben, ist das Nutzen-Kosten-Ver­hält­nis dieses Pro­jek­tes mehr als frag­würdig. Damit die S21 in Schleswig-Hol­stein über­haupt eine Chance auf Real­isierung und För­der­mit­tel des Bun­des hat, sind unseres Eracht­ens neben ein­er Ein­gleisigkeit im Bere­ich zwis­chen den Bahn­höfen Eller­au und Tanne­neck sowie ein­er Opti­mierung des Bah­nüber­gangs an der Bahn­strasse in Ellerau/Quickborn noch weit­ere Verbesserun­gen nötig. Es wäre mehr als fahrläs­sig, ja gar dilet­tan­tisch, würde man nicht alle Möglichkeit­en zur Opti­mierung nutzen.

Update 27.08.2016:
Ein Mit­glied der Bürg­erini­tia­tive (Danke Matthias!) hat einen S21-End­bahn­hof “Doden­hof” mal optisch konkretisiert: (Man beachte die bere­its heute existierende Zufahrt. Da wurde bere­its vorauss­chauend geplant.)

S21-Dodenhof(Zum Ver­größern auf das Bild klicken.)

Startseite
Menü