Vorsicht: Infoveranstaltung, die Zweite…äh…Dritte!

Am 25.11.2015 fand in Henstedt-Ulzburg die dritte und letzte Informationsveranstaltung zum geplanten Ausbau der Linie S21 statt. Nachdem die zweite Infoveranstaltung in Schnelsen heimlich, still und leise an uns vorbei gegangen ist (wir hatten dazu schlicht keine Nachricht erhalten, noch war aus der Presse irgendwas zu dem Termin zu entnehmen), waren wir dieses Mal dann wieder mit dabei.

Dass die Ankündigung der Veranstaltung anscheinend alles andere als optimal lief, wurde deutlich, als die 1. stellvertretende Bürgermeisterin, Frau v. Bressensdorf, sich zur Eröffnung der Veranstaltung bei den maximal 40 Zuschauern hinsichtlich der schlechten und kurzfristigen Bekanntmachung entschuldigte.
Dem entgegen wiesen die Projektverantwortlichen alle Verantwortung von sich und gaben zu verstehen, dass von ihrer Seite eine rechtzeitige Bekanntgabe erfolgte und somit die Medien verantwortlich seien. Man werde zukünftig aber versuchen, hier noch zu optimieren. Wie albern, wenn man bedenkt, dass dies die letzte Veranstaltung ihrer Art war.

AKN-Chef Seyb, präsentierte kurz die anwesenden Vertreter des Projekts, sowie den Ablauf. An dieser Stelle wurde auch darauf hingewiesen, dass die Anwesenheit der Gutachter (Schall, Lärm und Erschütterung) nicht erforderlich sei, da diesbezüglich auf diesem Streckenabschnitt ohnehin keine Ansprüche geltend gemacht werden könnten. Es wird vom Projektmanagement davon ausgegangen, dass im Bereich Henstedt-Ulzburg lediglich die Elektrifizierung der Strecke erforderlich ist und aus dieser Maßnahme kein Anspruch auf Lärmschutz resultiert. Wir hingegen sind der Überzeugung, dass die Elektrifizierung als Umbaumaßnahme sehr wohl eine Rolle spielt und dass eine geplante Takterhöhung (und sei sie nur am Sonntag) ebenfalls eine maßgebliche Veränderung darstellt und dadurch sehr wohl auch hier aktiver Lärmschutz gefordert werden kann. Wir möchten Betroffene dazu raten, sich mit einem Anwalt und/oder mit uns in Verbindung zu setzen.

Nach seiner Einleitung übergab Herr Seyb das Mikrofon an einen (für Teilnehmer der ersten Infoveranstaltung) alten Bekannten. Gemeint ist Herr Märtens, der, wie schon in Ellerau, Verständnis für alle Anwohner vorgab und als „Mediator“ durch die Veranstaltungen führen sollte.

Es folgte Herr Werner, von der NAH.SH. Dieser predigte vom Projekt, wies auf das schlechte Heute und die bösen Dieseltriebwagen der AKN hin und preiste das nachhaltige Verkehrsangebot durch die S-Bahn, die auf alle Fälle barrierefrei und ökologisch-elektrisch sei. Weiter ging es mit der Lobpreisung der umsteigefreien Anreise zum Hauptbahnhof, die extreme Zeitersparnis von 5 Minuten und die massiven Fahrgastzuwächse, vor allem im Bereich Burgwedel bis Eidelstedt von bis zu 95 %. Unerwähnt blieben, man muss es ihm vermutlich nachsehen, die CO2-Sünde (fast 2t CO2 pro Jahr mehr für max. 5 Minuten Zeitersparnis in eine Richtung!) und dass die Fahrten per Vollzug, ab Quickborn schlichtweg unwirtschaftlich sind.

An dieser Stelle erfolgte durch einen Zuschauer der Hinweis, dass sich die Fahrgastzuwächse von 95% im Bereich Burgwedel bis Eidelstedt, durch die Verlegung von Buslinien (weg vom Bahnhof Elbgaustrasse und hin zu den Bahnhöfen Hörgensweg, Schnelsen-Süd und Eidelstedter Platz/Zentrum) ergeben und keine Neukunden sind, sondern solche, für die die Fahrzeit zukünftig in der Regel schlechter ausfällt. Heldenhaft warf sich an dieser Stelle Herr Märtens in Szene und stellte klar, dass ausschließlich Verständnisfragen zulässig sind. Mit anderen Worten: „Behaltet eure Meinung für euch!“ So wurde dann auch aus dem Hinweis eine Frage und diese lapidar abgetan mit: „Es sind nicht nur Umsteiger und natürlich nicht nur Neukunden, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.“
König Salomon hätte es nicht treffender formulieren können, auch wenn die Neukunden max. 5 % ausmachen. Aber sowas muss ja nicht jeder wissen.

Im Anschluss wurden die baulichen Maßnahmen im Abschnitt Henstedt-Ulzburg präsentiert. Teilnehmer, die bereits in Ellerau waren, waren schwer enttäuscht, dass die Brückenbaumaßnahmen beim Viehtrieb und der kleinen Weide um die Ecke nicht wieder über Stunden präsentiert wurden.

Stattdessen wurde lediglich berichtet, dass die Schienen im Bahnhof Henstedt-Ulzburg 20 cm tiefergelegt werden, der vordere und hintere Bereich des Bahnhofs auf S-Bahnniveau angepasst wird und einige Meter Trogwand ein wenig nach hinten versetzt werden müssen.
Aus dem Publikum gab es diesbezüglich folgende Fragen:

  • Hat die Verschiebung der Trogwand Auswirkungen auf den Außen- und insbesondere den Parkplatzbereich des Bahnhofs?
    Die Antwort war ja, man wisse allerdings nicht in wie weit und wie viele Parkplätze entfallen.
  • Wenn man so große Fahrgastzuwächse erwartet, ist dann auch geplant, dass es ein verbessertes Park&Ride-Angebot gibt?
    Zur Antwort gab es fast ein betretendes Schweigen, sind Kosten dieser Art doch nicht im Projekt vorgesehen. Letztlich gab es keine klare Antwort. Herr Märtens konnte aber wieder aushelfen und schlug vor, dass die Projektverantwortlichen dies noch mal mitnehmen und prüfen könnten. Und dann wohl gleich wieder vergessen, da dies nur unerwünschte Kosten mit sich brächte.

Zum Abschluss des geplanten Teils kam dann Herr Hüttel vom BWVI zu Wort und erklärte den neuen Fahrplan, die Takterhöhung am Wochenende und warum sich die Fahrzeitveränderungen überhaupt so ergeben. Im freien Teil wurden unter anderem folgende Fragen gestellt.

  • In wie weit wird in der Bauzeit mit Einschränkungen im Bahnverkehr gerechnet?
    In ihrer Antwort gaben sich die Verantwortlichen zuversichtlich und meinten, dass die Auswirkungen, nach ihrer Erwartung, minimal seien. Zudem soll die A7 ja bereits 2018 fertig sein…wer’s glaubt!
  • Warum plant man nicht gleichzeitig den Ausbau bis Kiel?
    Als Antwort ging man detailliert auf ein Projekt zur Anbindung Kiels an den Hamburger Flughafen ein und erklärte, dass dieses Projekt seinerzeit aufgrund der Unwirtschaftlichkeit eingestellt wurde. Indirekt sei nun das „Projekt S21“, auch wenn es keine AKN-Anbindung nach Kiel gibt, ein wesentlicher Schritt für die Anbindung an den Hauptbahnhof und über diesen weiter an den Flughafen.
    Dabei scheint man jedoch nicht zu wissen, dass die Fahrt mit der A2 über Norderstedt und dann weiter mit der U1 wesentlich zielführender wäre (weil die Fahrtzeit über eine halbe Stunde kürzer ist), um zum Hamburger Flughafen zu gelangen.

Daher können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass sich hier Blinde über Farbe unterhalten und den Verantwortlichen die tatsächlichen Auswirkungen nicht ersichtlich sind oder sie die negativen Aspekte des Vorhabens schlicht sehenden Auges ignorieren.

So endete auch diese letzte Veranstaltung zum geplanten Ausbau zur S21 mit dem bitteren Beigeschmack, dass es sich wieder nicht um eine Informationsveranstaltung oder gar um Bürgerbeteiligung handelte, sondern vielmehr um eine Werbeveranstaltung, bei der die öffentliche Meinung unerwünscht war.