Studie überarbeitet – Forderung unverändert

Anfang des Jahres veröffentlichten wir eine Studie, nach der die Standardisierte Bewertung zum zweigleisigen Ausbau und Elektrifizierung der AKN-Strecke HH-Eidelstedt nach Kaltenkirchen zur Linie „S21“ gravierende Mängel enthält und ein korrigierter Nutzen-Kosten-Faktor von -0,16 ausgewiesen wird. Das Projekt wäre somit volkswirtschaftlich schädlich und dürfte nicht mit öffentlichen Mitteln bezuschusst werden.

Im Anschluss an die Veröffentlichung erfolgten auf unser Drängen eine Stellungnahme und ein ausführliches Gespräch mit den verantwortlichen Planern. Dadurch konnte eine Unstimmigkeit in der durch uns in Auftrag gegebenen Analyse festgestellt und ausgebessert werden. Eine überarbeitete Fassung der Analyse kommt nun allerdings zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Nutzen-Kosten-Faktor liegt darin mit bis zu 0,08 weiterhin deutlich unter dem nötigen Wert von 1.

Es wurde anhand einer computergestützten Fahrsimulation festgestellt, dass die in der Standardisierten Bewertung genannten Verbräuche der aktuellen Dieselzüge (LINT54) deutlich zu hoch angegeben wurden. Desweiteren wurden die Unterhaltskosten der neuen elektrischen Züge (ET 490) zu niedrig angesetzt. Außerdem sind Energiesteuern in dem Papier enthalten, die bei Nutzen-Kosten-Untersuchungen aus methodischen Gründen üblicherweise ausgeblendet werden. Die korrigierten Energieverbräuche, Unterhaltskosten und Steuern haben starke Auswirkung auf den Nutzen-Kosten-Faktor, was unter anderem auf einen mathematischen Hebeleffekt zurückzuführen ist, der bei Projekten mit geringen Investitionskosten und hohen Betriebskosten auftritt.

Es ist schade, dass man zu solchen Tricks greift, um ein unwirtschaftliches Vorhaben im guten Licht dastehen zu lassen und Fördermittel des Bundes abgreifen zu können. Leider wird auch die Öffentlichkeit immer wieder falsch informiert. So werden Vorteile hervorgehoben, die nur wenige Bahnfahrer überhaupt voll nutzen können. Andererseits werden Nachteile, wie beispielsweise die massiven Fahrzeitverlängerungen für alle Umsteiger in die Linie S3, unter den Teppich gekehrt.

Dabei gibt es einige Optionen, das Projekt zu optimieren, wie die Studie aufzeigt.
Statt der Linie S21 könnte beispielsweise die Linie S3 oder S4 nach Kaltenkirchen fahren, da auf diesen Linien sowieso schon Zwei-System-Züge eingesetzt werden. Eine Verkürzung von Voll- auf Kurzzug (spätestens) in Quickborn würde die Wirtschaftlichkeit stark erhöhen. Und eine stärker motorisierte Version des ET 490 (wie der ET 423 in München, Stuttgart oder Frankfurt oder der ET 424 in Hannover) würden Effizienz und Fahrzeit noch verbessern.

Wir halten eine bessere ÖPNV-Anbindung des nördlichen Hamburger Umlands für absolut erstrebenswert und verschließen uns nicht grundsätzlich einem sinnvollen Ausbau. Allerdings ist wohl das Mindeste, was man erwarten kann, dass mit uns, den betroffenen Anwohnern, im Vorfeld gesprochen wird. Dies wurde seitens der Verantwortlichen bisher offenbar nicht für nötig erachtet. Wir begrüßen daher außerordentlich die Idee der Landespolitik, sich gemeinsam mit den Planern und der Bürgerinitiative an einen Tisch zu setzen, um eine für alle Seiten denkbare Lösung zu finden. Wir hoffen sehr, dass es tatsächlich zu solchen Treffen kommt. Bis dahin sollten die aktuellen Planungen nicht stur vorangetrieben werden.

Ergänzung: Wie Verkehrsminister Meyer kürzlich auf einer Informationsveranstaltung in Bönningstedt bekannt gab, wurden die Unterlagen für den Schleswig-Holsteiner Bereich bereits am 01.07.2016 der Planfeststellungsbehörde übergeben. Somit beginnt auch für diesen Abschnitt in Kürze die Auslegung der Planungsunterlagen.
Wir legen Politik und Planern das vom Bundesverkehrsministerium herausgebene „Handbuch für eine gute Bürgebeteiligung“ ans Herz. Darin steht ausführlich beschrieben, dass Bürgerbeteiligung und Transparenz geeignet sind, ein Projekt voranzubringen. Und dass ein Dialog mit betroffenen Bürgern allemal besser ist, als die „Augen-zu-und-durch-Taktik“.
Zwar geben wir die Hoffnung nicht auf, dass man unsere ständigen Gesprächsangebote irgendwann nicht mehr ignoriert…aber mit jedem vergeudeten Tag steigen Resignation und Wut.

1 Gedanke zu „Studie überarbeitet – Forderung unverändert“

  1. Guten Tag Allerseits,

    wenn ich das richtig verstanden habe, ist der letzte Termin zu Einwandserhebung bis einschließlich morgen (19.07.2016) möglich. Ich habe heute, als ich meine Einwendung im Rathaus Quickborn abgeben wollte, feststellen müssen, dass die Unterlagen nicht mehr auslagen. Auf meine telefonische Anfrage sagte man mir, dass diese nur bis letzte Woche Freitag 15.07.2016 auslagen. Das ist eine Unverschämtheit!!!!
    Noch schlimmer finde ich, das die Unterlagen für den Bereich SH noch nicht einmal ONLINE zur Verfügung stehen, sondern lediglich die für den Hamburger Bereich.


    Anmerkung der Bürgerinitiative: Die aufgetretenen Missverständnisse wurden telefonisch mit Herrn Sternberg geklärt.

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