Nächster Halt: Zentralbahnhof Ellerau

Seit­dem die Ein­wen­dungsphase im Feb­ru­ar abgeschlossen wurde, ist es um das The­ma S21 etwas ruhiger gewor­den. Bis es zum wichti­gen Erörterungs­ge­spräch kommt, haben wir daher etwas Zeit und Gele­gen­heit, den Gedanken und Ideen mal freien Lauf zu lassen.

Schaut man sich beispiel­sweise auf Wikipedia zum The­ma AKN um, find­et man dort fol­gen­den Abschnitt:

“Derzeit sind die Fahrzeit­en der AKN für viele Rela­tio­nen nicht konkur­ren­zfähig mit dem Auto, selb­st bei Betra­ch­tung der Strecke von Bahn­hof zu Bahn­hof. Bed­ingt wird dies durch

  • die fehlende Durch­bindung der AKN-Trieb­wa­gen in Neumün­ster und Eidel­st­edt für Reisende in das Zen­trum von Ham­burg oder nach Kiel
  • die gerin­gen Abstände der Hal­testellen ent­lang der Lin­ien A1 und A2
  • die lediglich auf 100 km/h aus­gelegten Strecken
  • die lediglich auf 88 km/h bis 105 km/h aus­gelegte Höch­st­geschwindigkeit der Triebwagen”

Dabei kann man pos­i­tiv fes­thal­ten, dass mit Real­isierung von „Pro­jekt S21“ immer­hin ein Man­gel teil­weise beseit­igt wird, näm­lich die Durch­bindung in das Zen­trum von Ham­burg.
An den gerin­gen Hal­testel­len­ab­stän­den und Geschwindigkeit­en ändert sich jedoch nichts. Im Gegen­teil: Mit dem geplanten Bahn­hof „Schnelsen Süd“ wird noch ein zusät­zlich­er zeitrauben­der Hal­tepunkt geschaffen.

Mit Pro­jek­tre­al­isierung wer­den zwar neue Züge angeschafft, die bis zu 140 km/h schnell fahren kön­nen und es gäbe auch län­gere Streck­en­ab­schnitte, wo über 100 km/h gefahren wer­den kön­nte, aber aus Kosten­grün­den wird durchge­hend die Ober­leitung der Bauart „RE100“ ver­baut, die nur eine max­i­male Höch­st­geschwindigkeit von 100 km/h zulässt. Also sind auch hier die Chan­cen auf eine schnellere Fahrt von und nach Ham­burg zunichte gemacht worden.

Was bleibt sind die gerin­gen Abstände zwis­chen den Hal­testellen. Diese sind:

  • Eidel­st­edt
  • Eidel­st­edt Zentrum
  • Hör­gensweg
  • Schnelsen
  • Schnelsen Süd (geplant)
  • Burg­wedel
  • Bön­ning­st­edt
  • Hasloh
  • Quick­born Süd
  • Quick­born
  • Eller­au
  • Tanne­neck
  • Ulzburg Süd
  • Hen­st­edt-Ulzburg
  • Kaltenkirchen Süd
  • Kaltenkirchen

Die Bahn­höfe im Ham­burg­er Bere­ich (Eidel­st­edt bis Burg­wedel) sind aus­ge­sprochen gut fre­quen­tiert. Hier Änderun­gen vorzunehmen, wäre wohl unre­al­is­tisch. Eben­so bei den „großen“ Bahn­höfen, wie Quick­born, Hen­st­edt-Ulzburg oder Kaltenkirchen. Um die angren­zen­den Gemein­den nicht völ­lig abzuschnei­den, sind auch die Bahn­höfe Bön­ning­st­edt, Hasloh und Eller­au zwin­gend notwendig. Eben­so Ulzburg Süd, der als Umsteige­bahn­hof von und zur Lin­ie A2 (kün­ftig A1) dient.

Übrig bleiben Quick­born Süd, Tanne­neck und Kaltenkirchen Süd. Allen drei Bahn­höfen ist auf­grund ihrer Lage gemein, dass sie über­wiegend zur Hauptverkehrszeit stärk­er genutzt wer­den. Sei es von Beruf­spendlern auf­grund der nahen Gewer­bege­bi­ete (Tanne­neck & Kaltenkirchen Süd) oder von Schülern auf­grund der dicht gele­ge­nen Schule (Quick­born Süd). Quick­born Süd und Tanne­neck sind zudem noch von Wohn­be­bau­ung umgeben.
Diese 3 Bahn­höfe außer­halb der Hauptverkehrszeit zu „über­sprin­gen“ oder dort sel­tener anzuhal­ten wäre vielle­icht denkbar, aber natür­lich keine akzept­able Lösung. Mit der­art vari­ablen Fahrplä­nen gewin­nt man keine Fahrgäste.

Bleibt die Über­legung, jew­eils zwei nahe liegende Bahn­höfe an einem neuen mit­ti­gen Stan­dort zusammenzulegen.
Quick­born Süd und Quick­born liegen zwar nur einen Kilo­me­ter voneinan­der ent­fer­nt, aber der Bere­ich ent­lang der Gleise zwis­chen den Bahn­höfen ist eng bebaut, so dass sich in dem Bere­ich keine Möglichkeit anbietet.
Bei den Bahn­höfen Kaltenkirchen und Kaltenkirchen Süd ver­hin­dern die zen­trale Lage (Kaltenkirchen) und die wirtschaftliche Bedeu­tung (Kaltenkirchen Süd) eine Ver­legung bzw. Zusam­men­le­gung der Haltestellen.
Einzig die Kom­bi­na­tion Eller­au und Tanne­neck böte gute Voraus­set­zun­gen. Die bei­den Bahn­höfe liegen nur etwa 1500 Meter voneinan­der ent­fer­nt. Ein Blick von oben:

Zum Ver­größern auf das Bild klicken.

Quelle:
Google Maps

Am mit­ti­gen südlichen Rand von Eller­au existiert eine freie Fläche, deren Gestal­tung noch völ­lig offen ist. Die Über­legung wäre, dort einen neuen Bahn­hof Eller­au mit aus­re­ichend P+R‑Möglichkeiten zu erricht­en und den bish­eri­gen Bahn­hof Eller­au sowie den Bahn­hof Tanne­neck zu ent­fer­nen. Das sähe dann wie fol­gt aus:

Zum Ver­größern auf das Bild klicken.

Quelle:
Google Maps

Nachteile:

  • Ein­ma­lige Kosten für den Bahnhof-Neubau.
  • Weit­ere Laufwege für einige Bahnfahrer.
  • Eigen­tumsver­hält­nisse sind zu beachten.
  • Eventuell mehr PKW-Verkehr im Wohngebiet.

Vorteile:

  • Schnellere Verbindung von und nach Hamburg.
  • Dauer­haft einges­parte Unter­halt­skosten für einen Bahnhof.
  • Eller­auer Bahn­hof zen­traler gele­gen / kürzere Laufwege für einige Bahnfahrer.
  • Mod­ern­er neuer Bahnhof.
  • Mehr P+R‑Fläche und bessere Zuwe­gung möglich.
  • Kürzere Schranken­schließzeit­en durch den größeren Abstand zum BÜ Bahn­straße möglich und somit Entschär­fung der dor­ti­gen kri­tis­chen Verkehrssituation.
  • Bessere Zugangsmöglichkeit­en (Bah­nüber­gang Bahn­straße, Bah­nüber­gang Schulweg).
  • Die Möglichkeit, den Bahn­hof bess­er als bish­er an den Busverkehr anzubinden.
  • Durch den weit­eren Abstand zum Bah­nüber­gang Bahn­straße ist es leichter einen direk­ten Quick­borner Zugang (z. B. via Bedarf­sam­pel) einzurichten.
  • Zweites Gleis zwis­chen Eller­au und Tanne­neck weit­er­hin unnötig (Ver­schiebung der Zug­begeg­nung aus diesem Bere­ich her­aus) und dadurch mas­sive Kosteneinsparun­gen und gerin­ger­er Projektwiderstand.
  • Entschär­fung der kri­tis­chen Fußgänger­si­t­u­a­tion am Bahn­hof Tanneneck.
  • Bauar­beit­en par­al­lel zum bish­eri­gen Betrieb möglich (geringe Störun­gen des reg­ulären Zugverkehrs).

Selb­st die für die Stan­dar­d­isierte Bew­er­tung zuständi­ge Fir­ma „Intra­plan“ sollte diesen Vorschlag unter­stützen. So führt sie im Rah­men ander­er Pro­jekt aus, dass Bahn­höfe im Öffentlichen Per­so­nen­nahverkehr erst ab ein­er Schall­gren­ze von 10.000 Bewohn­ern als “gesamtwirtschaftlich vorteil­haft” erachtet wer­den. Da Eller­au und Quick­born-Hei­de zusam­men die 10.000-Einwohner-Marke nur knapp reißen, scheinen 2 Bahn­höfe somit doch eher unverhältnismäßig.

Genau wie der Vorschlag, den End­hal­tepunkt bis zu Bahn­sta­tion „Doden­hof“ zu ver­längern, zeigt auch dieser Ansatz, dass es bei den Pla­nun­gen offen­bar nicht primär darum ging, die Attrak­tiv­ität des ÖPNV ins­ge­samt zu stärken und somit mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu ver­lagern. Anstatt die Gele­gen­heit zu nutzen, die gesamte Strecke zu opti­mieren und zukun­ftsweisend (auch in Gesamt­be­tra­ch­tung mit den örtlichen und verkehrlichen Gegeben­heit­en) anzu­passen, wird lei­der nur Flick­w­erk betrieben. Lei­d­tra­gende dabei sind Bah­n­fahrer und Steuerzahler.

Doch wir hören schon den Auf­schrei, wenn dieser Vorschlag die Ver­ant­wortlichen erre­icht: „Das ist nicht Bestandteil der Planungen.“

Startseite
Menü