Ellerau verabschiedet Resolution zur S21

Die Ellerauer Gemeindevertreter haben auf der gestrigen Sitzung der Gemeindevertretung einstimmig eine Resolution zur S21 beschlossen. Der Resolutionstext lautet:

Die Gemeinde Ellerau begrüßt ausdrücklich die Pläne zur Elektrifizierung und zum
zweigleisigen Ausbau der AKN-Strecke A1 zur zukünftigen S21 mit Einbindung in
das S-Bahnnetz der Freien und Hansestadt Hamburg. Nach den bisher bekannten
Planunterlagen ist jedoch die Aufhebung des höhengleichen Bahnüberganges am
Ortseingang von Ellerau im Kreuzungsbereich mit der Landestraße 76 (L76) von der
Planung ausgespart. Des Weiteren ist absehbar, dass der zweigleisige Ausbau der
Schienentrasse zwischen den Haltepunkten Ellerau und Tanneneck ein so
erhebliches Konfliktpotential bietet, dass eine zügige Planfeststellung und damit eine
baldige Realisierung des Gesamtprojektes vor dem Hintergrund der Finanzierung
durch den Bund aus GVFG-Mitteln sehr in Frage gestellt ist.
Für die Gemeinde Ellerau und für alle Verkehrsteilnehmer ist die Beseitigung des
höhengleichen Bahnüberganges seit Jahrzehnten ein zentrales Anliegen in dem
Gesamtkomplex. Es hätte niemand Verständnis dafür, wenn der höhengleiche
Bahnübergang mit den bekannten negativen Auswirkungen sowohl auf den
Schienen- als auch auf den Straßenverkehr nicht durch eine höhenfreie Lösung
ersetzt werden würde.

Vor diesem Hintergrund und im Interesse einer baldigen Umsetzung der S21
appelliert die Gemeinde Ellerau an die Landesregierung von Schleswig-Holstein, den
Senat der Freien und Hansestadt Hamburg und an den Aufsichtsrat der AKN,

  1. den aus objektiver Sicht nicht zwingend notwendigen zweigleisigen Ausbau
    zwischen den Haltepunkten Ellerau und Tanneneck einzusparen und
  2. für die Umwandlung des höhengleichen Bahnüberganges in eine höhenfreie
    Lösung (wie es das Eisenbahnkreuzungsgesetz fordert) zu sorgen ggf.
    losgelöst von der geplanten Elektrifizierung als Vorwegmaßnahme unter
    Verwendung der Einsparpotentiale aus Punkt 1.

Die Gemeinde Ellerau ist bereit, sich in Zusammenarbeit mit den Planungsträgern
konstruktiv an der Erarbeitung von Lösungen unter Einsatz eigener Planungsmittel
zu beteiligen.

Wir danken den Ellerauer Politikern für diesen mutigen Schritt und hoffen, dass die Landespolitik die Worte nicht nur zur Kenntnis nimmt.

Zugleich begreifen wir von der Bürgerinitiative Bahnstrasse die Resolution als Auftrag, weiterhin Informations- und Überzeugungsarbeit zum Projekt S21 zu leisten. Denn eine bessere Anbindung der nördlichen Randgebiete Hamburgs, ist auch ohne kostspielige Elektrifizierung und teilweise massive Umbaumaßnahmen möglich.

9 Gedanken zu „Ellerau verabschiedet Resolution zur S21“

  1. Als erstes ist es löblich, das die Ellerauer Politik dieses brisante Thema aufgenommen hat und sich positioniert hat. Es hat gedauert und es wurde sich für die Bürger entschieden.
    Als zweites ist anzumerken, das die Trassengebühren bis jetzt nicht berücksichtigt wurden. Zur Zeit fährt die AKN mit eigenen Fahrzeugen auf eigener Infrastruktur ( Gleise, Bahnhöfe usw.) In Zukunft die S-Bahn Hamburg GmbH als Infrastrukturnehmer auf den Gleisen der AKN verkehren. Somit ist ein Entgeld für die Nutzung durch die S-Bahn Hamburg an die AKN zu entrichten.
    Ich habe das mal überschlägig errechnet. Nach meinem Ergebnis sind somit ca. 5 Mio € von der S-Bahn Hamburg an die AKN jährlich zu zahlen.
    Es gelten folgende Trassenentgelte:
    (1.) Personenverkehr
    Strecke Hmb-Eidelstedt – Kaltenkirchen 5,43 € pro km
    Streckenkm von HMB-Eidelstedt – Kaltenkirchen = 29,93 €
    Pro Fahrt sind somit 162,52€ von der S-Bahn Hamburg als Infrastrukturnehmer an die AKN als Infrastrukturbetreiber zu zahlen für eine Fahrt von Hmb-Eidelstedt nach Kaltenkirchen und zurück.
    Nachzulesen hier:
    http://www.akn.de/infrastrukturnutzung.html?file=files/public/downloads/geschaeftskunden/infrastrukturnutzung/akn/Liste%20Entgelte%20Schienenwege%202015.pdf
    http://www.akn.de/infrastrukturnutzung.html?file=files/public/downloads/geschaeftskunden/infrastrukturnutzung/akn/Entgelttabellen%20ab%2013.12.2015.pdf

    Bei geplanten ca. 15200 Umläufen im Jahr sind das ca. 5 000 000 € im Jahr, die von der S-Bahn Hamburg an die AKN zu entrichten sind.
    Hat das überhaupt einer eingerechnet ?

    Euer Bahnschnuckelchen

  2. Eine Korrektur:
    Streckenkm von HMB-Eidelstedt – Kaltenkirchen = 29,93 €
    Statt € ist natürlich Km einzusetzen 😉

  3. Die Ablehnung der Resolution wurde gestern um Bauausschuss verlesen. Gemäß einstimmig gefasstem Beschluss der GV hat die CDU Antrag gestellt bei:

    Hans-Jörn Arp, Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages und Kreisvorsitzender der CDU Kreis Pinneberg, verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag.

    VG Rolf Schröder CDU OV Ellerau

  4. Mit der Stimme der CDU und dem schriftlichen Zusatz der CDU wurde der Gemeinderatsbeschluss am 03.03. einstimmig gefasst. Der Zusatz lautet:

    Ellerau, 02.02.2016

    Zusatz-Antrag zur S21 Resolution

    Die Regierungen der Länder Hamburg und Schleswig-Holsten werden gebeten, Anträge bei der Bundesregierung zur Aufnahme des Projektes, Bauvorhabens, in den Bundesverkehrswegeplan zu stellen.

    CDU Ellerau, Rolf Schröder

    Anmerkung: Die Ablehnung der Landesregierung wurde öffentlich im Bau- und Planungsausschuss, sowie in der Sitzung des Gemeinderates verlesen. Für die CDU ist es unverständlich, weshalb die Ablehnung bisher nicht im Wortlaut veröffentlicht ist.

    Für die CDU ist klar: Eine für Ellerau akzeptable Lösung (Schnellbahnverbindung Hamburg-Kiel) kann nur mit Bundes- und Europamitteln gefunden werden. Es ist Versäumnis der Landesregierung, auf den Antrag der CDU Ellerau nicht eingegangen zu sein.

  5. Sind 4 Meter mehr Garten wichtiger, als eine durchgehende Bahnverbindung für zehntausende Bürger in die Hamburger Innenstadt?
    Wohnhäuser betreffen die 4 Meter Grundstück nicht, nur Gartenhütten, Carports etc.
    Und wer an den AKN Strecken mal die Augen aufmacht, wird beispielsweise in Ulzburg, Barmstedt oder Sparrieshoop viele neu gebaute Häuser direkt neben den Schienen entdecken.
    Die AKN Eisenbahn fährt seit 1884 durch Ellerau nach Kaltenkirchen.
    Die Häuser neben der Bahnstrecke in Ellerau sind allesamt viel später gebaut worden.
    Wer sich dort günstig ein Grundstück oder Haus gebaut hat, akzeptierte die Bahn als Nachbarn.
    Der Ausbau der AKN auf durchgehend zwei Gleise ist nur vernünftig und konsequent.
    Eingleisige Abschnitte führen bei Verspätungen häufig auch zu Verspätungen bei Gegenzügen.
    Die A3 ab Kaltenkirchen zur S-Bahn auszubauen ist in mehrfacher Sicht vernünftig und alternativlos.
    Entgegen den Behauptungen hier ist der elektrische Bahnbetrieb weitaus umweltfreundlicher als mit den jetzigen Dieseltriebwagen.
    Strom wird in wenigen Jahrzehnten vollständig klimaneutral erzeugt werden, während das Erdöl nur noch begrenzt verfügbar ist und die Verbrennung die Umwelt schädigt.
    Das ist der eine Aspekt bei dem Projekt.
    Die andere Sache ist die, das Umsteigen auf dem zugigem Bahnhof Eidelstedt (Hochlage) ist besonders im Winter und bei schlechtem Wetter eine Zumutung.
    Dazu kann es bei Verspätungen beim Umsteigen zu erheblichen Fahrtzeitverlängerungen kommen, was mehr als ärgerlich ist.
    Es kann nicht angehen, dass in Deutschland Großprojekte bei Straße und Bahn aller Art ohne Rücksicht auf die Kosten umgesetzt werden, aber so ein S-Bahnprojekt wegen maulender Anlieger nicht realisiert wird.
    Den Anliegern steht es frei zu klagen, aber letztlich entscheiden dann die Gerichte.
    Wer hier sein Geld verbrennen will, bitte.
    Herr Dr. Mecklenburg beispielsweise nimmt das gerne und seine „Erfolge“, wie bei der Pinneberger Westumgehung können sich doch sehen lassen: Zweite Instanz geschafft, da rollt der Rubel richtig.

    • Sehr geehrter Herr Schmidt,

      danke für Ihren Beitrag. Einige Punkte (Ausbau zur S-Bahn vernünftig, Eidelstedt fürchterlich) sehen wir ganz ähnlich. Andere Punkte wiederum nicht. Wir bitten um Verständnis, dass wir unsere Gesundheit und unser Eigentum als schützenswertes Gut betrachten und uns somit auf unsere Rechte berufen.

      Dabei war und ist es keinesfalls unser Bestreben oder Ziel gegen das Projekt zu klagen. Eine im Diskurs stattfindende, für alle Beteiligten akzeptable Lösung wäre unser Wunsch. Leider werden unsere Gesprächsangebot bisher abgeblockt. Das führt leider zu verhärteten Fronten. Schade.

      Gruß
      BI Bahnstrasse

  6. Hallo,
    Danke für ihre schnelle Antwort.
    Die Planungen für einen eventuellen zweigleisigen Ausbau der AKN sind schon uralt.
    Deshalb hat man bereits beim Bau der A7 die Brücke für zwei Bahngleise ausgelegt.
    Es gab ja sogar mal Pläne für den „Schienenflieger“, eine Schnellbahnverbindung von Kiel zum Hamburger Flughafen mit massivem Ausbau der AKN Strecke.
    Diese Pläne waren aus meiner Sicht aber völliger Unsinn, weil solche Züge auf der langsamen AKN Strecke nur ausgebremst worden wären.
    Auch die Fahrt der AKN zum Hamburger Hauptbahnhof wird schon seit etwa 65 Jahren (siehe Archiv Abendblatt) diskutiert, dann teilweise umgesetzt und wieder ausgesetzt.
    Hamburg, die Bundesbahn und später die S-Bahn Hamburg wollte die AKN nicht.
    Erst als der Vorschlag kam, die S-Bah solle bis Kaltenkirchen fahren, kam in Hamburg die Wende beim Senat.
    Jeder hat ein Recht auf seine Gesundheit und sein Eigentum, das stimmt.
    Allerdings hätte hier die Bauleitplanung von Anfang an den Platz für ein zweites Gleis der AKN freihalten müssen, finde ich.
    Offen ist für mich, ob das nicht (teilweise) erfolgt ist.
    Richtige Häuser befinden sich ja nicht auf der geplanten Trasse für das zweite Gleis, sondern nur Nebenanlagen.
    Wie gäbe es Lösungsmöglichkeiten?
    Eine Möglichkeit wäre, die Bahnstraße zur Einbahnstraße zu machen.
    So könnte man die Fahrbahnbreite reduzieren und die Gleise leicht nach Süden verlegen.
    Das würde den Grundstücksbedarf von den Anliegern verringern.
    Alternativ könnte das Land mit besonders stark betroffenen Anliegern über Entschädigungen für Wertminderungen der Immobilien bis hin zum Aufkauf verhandeln.
    Zu überprüfen wäre auch, ob es für den zweigleisigen Ausbau in Ellerau Alternativen gibt.
    Eingleisig bleiben sollen ja Abschnitte bei Kaltenkirchen-Süd und Ulzburg Süd, im ersten Entwurf die Strecke Ellerau-Quickborn.
    Hier hat man inzwischen umgeplant.
    Die Eingleisigkeit vor der Einfahrt zum Bahnhof Ulzburg-Süd samt Kreuzung mit der Strecke der A2 sehe ich für einen S-Bahn Betrieb kritisch.
    Allerdings könnten hier Veränderungen im Gleisplan kommen, sicher ist nur, der eingleisige Abschnitt dort bleibt.
    Die Kritik gegen die Nichtbeseitigung der sogenannten Ellerauer Kurve mit BÜ ist nachvollziehbar.
    Doch wenn man das beim Bau der S-Bahn mit einplanen würde, wären die Kosten schlicht zu hoch und würden das ganze Projekt scheitern lassen.
    Was die Bedenken gegen den elektrischen Betrieb angeht (elektrische und magnetische Felder), gibt es beim Wechselstrombetrieb mit 15 kV technische Möglichkeiten, die Emissionen relativ gering zu halten.
    Da für den Betrieb neue Triebzüge angeschafft werden sollen, wäre auch ein Betrieb an einer Oberleitung mit 1200 Volt Gleichstrom möglich.
    Hier ist praktisch gar nichts zu befürchten.
    Die Züge müssten nur passend bestellt werden und statt einem Einspeisewerke müssten mehrere Gleichrichterwerke an der Strecke gebaut werden.
    Noch radikaler wäre die Lösung, verkürzte S-Bahnen zu bauen, samt dem Betrieb mit Gleichspannung vom Fahrdraht.
    Der Umbau der AKN Bahnhöfe wäre so kostengünstiger, nur die Höhen müssten (evtl. in Teilabschnitten) angepasst werden, klappt auf der Strecke nach Stade auch.
    Mein Fazit: Es wurden von der Politik in der Vergangenheit Fehler gemacht.
    Erst die AKN als eigenständige Schnellbahn auszubauen und dann wieder zur S-Bahn umzubauen, war nicht weitsichtig genug.
    Andererseits hat Hamburg samt Umgebung enormen Nachholbedarf, was das Schnellbahnnetz betrifft.
    Weiteres negatives Beispiel: Pinneberg bekam 1967 die S-Bahn, mit dem Versprechen, sie zeitnah weiterzubauen. Passiert ist seit fast 50 Jahren fast nichts, wenigstens kein Weiterbau.
    Mögen jetzt 20 oder 30 Anlieger vom Bau negativ betroffen sein: Dafür bekommt die ganze Region mit der S-Bahn endlich ein zeitgemäßes Verkehrsmittel, von dem auch noch die nächsten Generationen etwas haben werden.

    • Hallo Herr Schmidt,

      nochmal danke für Ihren Beitrag. Da sind interessante Ansätze zur Oberleitung bei, die wir gerne weiterverfolgen wollen.

      Die Idee, die Bahnstrasse zur Einbahnstrasse zu machen, wurde bereits abgelehnt. Ginge nicht und Quickborn, zu dessen Gebiet die Straße gehört, ist dagegen. Zudem würde es bedeuten, das Problem nur abzuwälzen und die Emmissionen auf die andere Seite der Bahnstrasse zu verlagern. Das kann nicht unser Ziel sein.

      Interessantes Detail: Noch vor 30-40 Jahren gehörte der AKN genau das Land, was man heute zum Ausbau des zweiten Gleises benötigt. Dann hat die AKN die damaligen Eigentümer aufgefordert, das Land zurückzukaufen. Das war beispielsweise für meine Frau und mich vor ca. 15 Jahren Grund genug, das Haus zu kaufen. Wir haben (dummerweise) drauf vertraut, dass dann ein zweites Gleis wohl nicht mehr kommen wird.

      Tatsächlich sind keine Häuser direkt betroffen. Aber die Gärten sind größtenteils eh schon relativ lütt. Und wenn eine Bahn dann z.B. von 12 auf 8 Meter ans Haus heranrückt, ist das ja nicht so, als ob wir auf unserem Golfplatz nun nur noch 17 statt 18 Löcher spielen können. 😉

      Gruß
      BI Bahnstrasse

  7. Also, ich würde Ellerau untertunneln ohne Bahnhof in der Nähe. Man kann bei der Route nicht jeden Wunsch erfüllen, aber Umsteigen ist doch kein Problem.
    Den Fortschritt in seinem Lauf, hält auch Ellerau nicht auf !

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